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Mittwoch, 03 Februar 2021 19:35

Brisante Wetterlage am Wochenende (6. und 7. Februar 2021)

(3 Stimmen)
Schneeverwehungen mit Unwettergefahr am Wochenende Schneeverwehungen mit Unwettergefahr am Wochenende pixabay

Am kommenden Wochenende (6. und 7. Februar 2021) deutet sich eine brisante Wetterlage besonders im Norden Deutschlands an. Während im Süden und Südwesten bei deutlich zweistelligen Temperaturen schon Frühlingsgefühle aufkommen, kann es in Norddeutschland zu kräftigen und unwetterartigen Schneefällen (Schneesturm) kommen. Außerdem droht gebietsweise gefrierender Regen oder Eisregen, der zu Stromausfällen (Blackouts) und beeinträchtigungen im Handynetz und Internet führen kann!

Grund für diese brenzlige Wetterlage ist - wie in den vergangenen Tagen bereits - eine quer über Deutschland (von Nordwest nach Ost-Südost) verlaufenden Luftmassengrenze. Diese Luftmassengrenze trennt - wie es der Name schon sagt - arktische Kaltluft über dem Nordosten Europas von vorfrühlingshaft milder Luft im Südwesten des Kontinents.

Wie entsteht diese Luftmassengrenze?

Es findet genau über Deutschland ein Zusammenströmen verschiedenster Luftmassen statt. Während von Nordosteuropa - am Rande eines Hochs über dem Nordmeer - eisige Polarluft in den Norden und Osten Deutschlands gelenkt wird, steuert ein Tief über West-Südwest-Europa frühlingshaft milde Luft nach Nordosten. So werden an der Ostsee und in Schleswig-Holstein weiterhin nur Tagestemperaturen um den Gefrierpunkt erreicht, am Rhein sind es dagegen Werte über 10 Grad. Dieser Kontrast zwischen Winter und Vorfrühling verschärft sich bis zum Samstag/Sonntag noch weiter: Die Wettermodelle berechnen im Nordosten nur noch Temperaturen zwischen minus 4 und 0 Grad, während es gleichzeitig über Süddeutschland im Zustrom der milden Luft bis zu 15 Grad warm wird (lokal sind an den Alpen bei Föhn auch nahe 20 Grad vorstellbar).

Wie wird das Wetter im Detail am Wochenende?

Bereits in der Nacht zu Samstag (06.02.2021) gibt es von Schleswig-Holstein bis nach Berlin-Brandenburg leichte Niederschläge, meist in Form von Schnee, entlang der Elbe ist auch gefrierender Regen möglich. Die Temperaturen gehen im Nordosten, also etwa nordöstlich einer Linie Emsland-Lausitz, auf Werte zwischen minus 6 und 0 Grad zurück. Weiter südwestlich bleibt es milder und frostfrei. Hier regnet es auch gelegentlich leicht. Zum Morgen beginnt es von Frankreich her kräftiger zu regnen.

Am Samstag breitet sich das Regengebiet von Westen über der Mitte langsam nach Osten bzw. Nordosten aus. In einem Streifen vom Münsterland und dem südlichen Niedersachsen bis nach Sachsen geht der Regen in Schnee über. Hier liegt die Luftmassengrenze. Im Bereich des sich aufbauenden Schneefallgebiets fallen besonders nach Osten im Tageslauf von Sachsen-Anhalt bis in südliche Brandenburg 5 bis 10 Zentimeter Schnee. Im westlichen Teil bildet sich höchstwahrscheinlich am Tage noch keine Schneedecke aus. In Teilen Sachsens kann es weiterhin gefrierenden Regen geben. Die Kaltluft bleibt im Norden und Nordosten wetterbestimmend, mit teils böig auffrischendem Wind werden hier nur maximal minus 4 bis 0 Grad erreicht. In der gesamten Süd- und Südwesthälfte liegen die Höchstwerte zwischen plus 5 bis plus 15 Grad, lokal kann es an den Alpen bis zu 20 Grad geben, hier herrscht Föhn! Dadurch bleibt es in großen Teilen Bayerns und Baden-Württembergs auch trocken mit etwas Sonnenschein.

In der Nacht zu Sonntag (07.02.2021) intensivieren sich die Schneefälle im Norden weiter. Vom Emsland über Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bis zur Oder werden von den verschiedenen Wetter-Modellen innerhalb von 12 Stunden (18-6 Uhr) 10 bis 20 Zentimeter Neuschnee berechnet. Gleichzeitig frischt in diesem Bereich auch der Ostwind auf, in Böen werden 50 bis 70 km/h erreicht, sodass der frische Schnee (der durch die Kaltluft auch recht trocken und leicht ist) verweht wird. Dabei sind bereits Schneeverwehungen zwischen 50 cm und 1 Meter Höhe möglich, was dann Unwetter bedeuten würde. Vom Münsterland über Hessen bis nach Thüringen und Sachsen besteht in der Nacht die Gefahr von gefrierendem Regen und Eisregen. Da hier bisher kein Schnee liegt, muss mit gefährlichem Glatteis gerechnet werden, wobei besonders in NRW auch größere "Eisregenmengen" von den Wettermodellen berechnet werden. Sollten diese Berechnungen so kommen, bildet sich im Laufe der Nacht ein recht stattlicher Eispanzer im Münsterland und in Ostwestfalen, der durchaus einige Zentimeter dick sein kann (im extremsten Fall sind aus heutiger Sicht 2 bis 3 cm EIS möglich). Die Temperaturkontraste nehmen weiter zu: Nördlich einer Linie Niederrhein (NRW) - Vogtland (Sachsen) gehen die Werte auf minus 10 bis 0 Grad zurück, mit den niedrigsten Werten Richtung Oder und Brandenburg. In der Südhälfte bleibt die Nacht erneut frostfrei und auch noch recht verbreitet trocken.

Am Sonntag ändert sich an der Wetter- und Temperaturverteilung nur wenig. In der gesamten Nordhälfte (vom Emsland und Münsterland bis zur Oder/Neiße) schneit es weiterhin bei Temperaturen, die auch tagsüber nur zwischen minus 8 und minus 1 Grad liegen. Tendenziell schneit es zwar mit etwas abnehmender Tendenz, allerdings simulieren die Wettermodelle am Tage innerhalb von 12 Stunden nochmals zwischen 10 und 20 Zentimeter Neuschnee. Zusammen mit dem Schnee aus der vorangegangenen Nacht sind von Niedersachsen bis nach Berlin-Brandenburg insgesamt 20 bis 40 Zentimeter Schnee möglich. Damit sind Kriterien für Unwetter erfüllt. Ähnlich wie in der Nacht bleibt am Sonntag der Wind böig mit Windböengeschwindigkeiten zwischen 50 und 70 km/h. Der lockere, trockene und leichte Schnee wird also weiterhin verweht und die Schneeverwehungen, die dadurch entstehen werden, erreichen 1 bis 2 Meter, in ungünstigen Lagen auch mehr. Es besteht verbreitet höchstes Unwetterpotenzial!!! Im Süden bleibt der Sonntag dagegen sehr ruhig. Auch hier setzt im Tagesverlauf Regen ein, der im Schwarzwald auch kräftiger sein kann. Damit bleibt hier zwar lokal die Hochwassergefahr angespannt, ansonsten gehen vom Wetter her keine Gefahren aus!

Welche Folgen wird das Wetter am Wochenende (speziell am Sonntag) haben?

Angesichts der großen Schneemengen und auch der besonders in der Nacht zu Sonntag vorhergesagten Eisregenmengen muss mit einem Zusammenbruch des Schienenverkehrs in Norddeutschland gerechnet werden. Auch der Straßenverkehr wird in vielen Regionen (nördliches NRW, Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt, mittleres und südliches Brandenburg, Sachsen und Thüringen) durch Schneeverwehungen und Eis zum Erliegen kommen. Darüber hinaus kann es in den Gebieten mit Eisregen (hier vor allem in NRW) zu Stromausfällen kommen, da oberirdische Stromtrassen unter dem Gewicht des anhaftenden Eises zusammenbrechen können. Als Folge des möglichen Blackouts können auch Handynetze und das Internet zumindest zeitweise unterbrochen sein.



Gelesen 7595 mal Letzte Änderung am Freitag, 16 Juli 2021 00:36
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