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Donnerstag, 15 Juli 2021 23:09

Historisches Unwetter in NRW 13./14./15. Juli 2021

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Heftiger Starkregen verusachte Unwetter in Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 Heftiger Starkregen verusachte Unwetter in Nordrhein-Westfalen im Juli 2021

Vom 13. Juli bis zum 15. Juli ereignete sich im Westen Deutschlands (in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) ein verherrendes Unwetter. Erste Einschätzungen lassen den Schluss zu, dass es sich hierbei um ein Jahrhundertereignis handelt und direkte Auswirkungen des vom Menschen (mit-)verursachten Klimawandels darstellt. Warum der Klimawandel solche extremen Wetterereignisse in der Zukunft häufiger werden lässt erklären wir in diesem Artikel ebenfalls.

 

Was ist in NRW und Rheinland-Pfalz in den letzten Tagen passiert?

In den letzten Tagen hat sich ein kleinräumiges Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa (genauer über Deutschland eingenistet). Anders als bei einer normalen Wetterlage - wo die Höhenströmung dafür sorgt, dass Druckgebilde von West nach Ost über uns hinwegziehen - konnte sich dieses Tiefdruckgebiet nur sehr langsam verlagern. Die Höhenströmung war einfach zu schwach für eine schnelle Verlagerung. Innerhalb des Tiefs wurden 2 recht unterschiedliche Luftmassen vermischt: Eine feuchtwarme Sommerluft, die vom Mittelmeer über Osteuropa in den Osten Deutschlands gelangt ist und eine feuchtkühle Luft, die von der Nordsee und den Britischen Inseln her zu uns geführt wurde.

Das Zentrum des Tiefs lag dabei etwa über der Mitte Deutschlands und hat diese 2 Luftmassen gegen den Uhrzeigersinn (Drehrichtung der Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel) miteinander vermischt. Bedingt durch die Drehrichtung des Tiefs wurde die durch die Mischung der Luftmassen entstehenden Regenwolken über dem Westen Deutschlands von Nord nach Süd geführt. Das Problem dabei: Die Wolken wurden so gegen den Nordrand der Mittelgebirge gelenkt, also die Eifel, das Bergische Land und das Sauerland. Durch die Nordanströmung der Berge ergab sich eine Staulage, die Wolken wurden also regelrecht ausgequetscht. Über 24 bis 36 Stunden hinweg regneten sich die Wolken also immer wieder an der gleichen Stelle ab, zeitweise gab es auch eingelagerte Gewitter, sodass die Regenfälle gebietsweise erheblich verstärkt wurden.

 

Top 3 der 24-stündige Regenmengen vom 14.07. 8 Uhr MESZ bis 15.07.2021 8 Uhr MESZ (Hauptzeitraum des Starkregen, gerundet):

1. Köln-Stammheim 154 l/m²
2. Kall-Sistig 145 l/m²
3. Dahlem (Eifel) 129 l/m²

24-stündige Regenmengen in NRW
24-stündige Regenmengen in NRW, Quelle: DWD

 

Welche Rolle spielt der Klimawandel bei solchen extremen Wetterereignissen?

Veränderungen im Klima gab es in der Geschichte der Erde schon immer und damit gingen auch immer Veränderungen in der Flora und Fauna einher. Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren hat sich das Klima auf der Welt weitestgehend stabilisiert. Es ist geprägt von kalten Polgebieten und warmen Zonen rund um den Äquator. Durch diese Temperaturunterschiede zwischen Polen im Norden und Süden, sowie dem Äquator dazwischen werden, vereinfacht ausgedrückt, Starkwindbänder in höheren Luftschichten der Troposphäre gebildet, wodurch sich die wetterbestimmenden Hochdruckgebiete und Tiefs recht schnell von West nach Ost bewegen.

Durch den Klimawandel erwärmt sich unsere Atmosphäre langsam aber stetig. Dies geschieht in den Polregionen stärker als am Äquator, wodurch sich die Temperaturunterschiede abschwächen und damit auch die Starkwindbänder. Als Folge schwächerer Höhenwinde verlagern sich die Hoch- und Tiefdruckgebiete langsamer. Die sich dabei einstellenden Wetterlagen bleiben also über einen längeren Zeitraum aber auch räumlich stabiler. Sowohl Hitze, Kälte, aber auch Niederschläge haben dadurch längere Zeit Auswirkungen auf die gleichen Gebiete und Regionen.

Sowohl die Hitzewellen und Dürren der letzten beiden Sommer (2019 und 2020), als auch der diesjährige Nasssommer (2021) sind die Folge sich langsamer verlagernder Druckgebilde.

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Gelesen 3205 mal Letzte Änderung am Sonntag, 18 Juli 2021 17:38
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